Hildchens Schreibereien und Bilder
 
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Felix

Lieber Felix!

 

Wenigstens einmal möchte ich dir sagen, wie leid mir alles getan hat, was geschehen ist! Nichts davon ist wieder gut zu machen aber es war nichts, was ich hätte ändern können. Ich werde dich nie wieder sehen, denn du bist nicht mehr auf dieser Welt, aber du sollst wissen, dass ich dich nie vergessen habe.

 

Weißt du noch, wie alles mit uns anfing? Wie mir die Pappschachtel in die Hand gedrückt wurde und ich dich zum ersten Mal sah – ein winziges, dürres, krankes, schwarzweißes Katzenkind, das mich ansah. Man hatte dich aus dem Wasser gezogen, wo du sterben solltest, und nun sollte ich mich um dich kümmern. Mein kleiner dreijähriger Sohn war ganz aufgeregt und wollte gleich nach dir greifen, aber erst einmal musstest du gesund werden. Wie oft sind wir zum Tierarzt mit dir gegangen, der dir diese schrecklichen Spritzen gab, die dann doch nichts halfen! Bis ich dir die Menschenmedizin gab, die deine Abwehrkräfte stärken sollte, die Tropfen halfen dir bei deinem Kampf gegen die Krankheit und du wurdest ein lustiger, kleiner Kater.  Ich nannte dich Felix, der Glückliche.

 

Du warst ein liebes und sanftmütiges Tier, nie hast du böse gekratzt oder gebissen, und wenn mein Kleiner dich mal allzu heftig knuddeln wollte, bist du einfach ein Stückchen weggegangen. Und was er alles mit dir angestellt hat! Ich werde nie den Tag vergessen, als du zu mir in die Küche kamst, ganz langsam, mit roten und weißen Streifen auf deinem schwarzen Rücken. Ich hob dich auf, schnupperte, fühlte… Die weißen Streifen habe ich dann vorsichtig mit Wasser abwischen können, es war Zahnpasta, aber die roten Streifen blieben. Ich musste erst mal den Übeltäter zur Rede stellen. Der fühlte sich völlig unschuldig und erzählte mir, er hätte einen Tiger aus dir machen wollen, und die roten Streifen seien Nagellack. Jetzt musste ich dich armes Kerlchen mit Nagellackentferner abputzen und dir den anschließend wieder mit warmem Wasser aus dem Pelz waschen. Und du hast alles tapfer mit dir geschehen lassen.

 

Weißt du, Felix, zu Anfang hatte ich Bedenken, dich zu nehmen. Nicht weil ich dich nicht gemocht hätte, ich hatte einfach Angst vor der Allergie. Viele Jahre zuvor hatte ich eine kleine Katze gehabt, und die Allergie war so schlimm geworden, dass ich die Kleine wieder weggeben musste. Aber bei dir kam die Allergie gar nicht erst!  Du wurdest groß und kräftig und lerntest schnell, zum Beispiel, wie du alle Türen aufmachen konntest. Entschuldige, deine Neugier in allen Ehren, aber ab und zu mussten wir mal eine abschließen. Ansonsten warst du in manchen Dingen eher tollpatschig, sprangst unter statt auf das Klavier und fielst vom Stuhl, wenn du dort aufwachtest und dich recktest. Alles in allem warst du ein ganz unkompliziertes und liebenswertes Tier und ein großartiger Spielkamerad für meinen kleinen Sohn.

 

Leider kam dann alles ganz anders, als ich es mir einmal so gedacht und gewünscht habe. So liebevoll wie du warst, war dein Herrchen nämlich leider nicht, und auch wenn du versuchtest mich zu trösten, half es nicht wirklich. Wem erzähle ich das, du kanntest Herrchen ja auch gut. So mussten wir eines Tages gehen, der kleine Junge  und ich, und wir konnten dich nicht mitnehmen, denn wir mussten eine weite Reise mit dem Flugzeug in ein anderes Land machen. Und ich dachte damals noch, dass Katzen und Kater gerne in der Umgebung bleiben, in der sie leben und dass sie sich eher an andere Menschen als an ein anderes Haus gewöhnen. Dass das bei dir anders war, habe ich nicht wissen können. So zog ich mit zwei großen Koffern und einem kleinen Jungen fort und musste auch dich verlassen. 

 

Wie es mit dir weiter ging, habe ich erst viele Jahre später erfahren:

 

Als wir fort waren, zog am gleichen Tag ein neues Frauchen ein und brachte eine andere Katze mit. Die akzeptierte nicht, dass es eigentlich dein Haus war, und griff dich immer wieder an. Du hast darauf gewartet, dass wir zurückkamen, und als du es eines Tages nicht mehr aushieltest, bist du uns suchen gegangen. Vielleicht hast du auch eine Freundin gesucht oder ein freundlicheres Heim - niemand weiß es außer dir, was du viele Monate getan hast oder wo du gewesen warst. Eines Tages kamst du zurück, abgemagert, schmutzig, hungrig und krank. Sie haben dich aufgepäppelt, und sobald es dir besser ging, zogst du wieder fort. Dann hat man dich nie wieder gesehen. Vielleicht hat dich ja jemand aufgenommen, aber ich glaube eher nicht, dass es für dich ein glückliches Ende gegeben hat.  Es sind jetzt genau 20 Jahre her, dass ich mich von dir verabschiedet habe.

 

Ich denke immer noch an dich.

 

 

 
   
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